Europäische Stars sprechen sich gegen Rassismus im Fußball aus

In Basel trafen sich Vertreter der UEFA und von FARE – Football Against Racism in Europe mit RepräsentantInnen der Gastgebernationen Schweiz und Österreich, ehemaligen Fußballprofis und NGOs, um das Antidiskriminierungsprogramm bei der UEFA EURO 2008â„¢ einzuläuten.

RepräsentantInnen der Gastgebernation Schweiz und Österreich, der UEFA und Ex-Profispieler beim FARE Empfang in Basel. (Foto: FRA)

Auf einem von FARE abgehaltenen und von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) unterstützten Empfang am Samstag, den 7. Juni 2008, im angesehenen Hilton Hotel in Basel, sicherten sie der Unite Against Racism-Kampagne (Vereint gegen Rassismus) ihre uneingeschränkte Unterstützung zu.

 

UEFA-Vizepräsident Senes Erzik betonte: „Es ist wahrscheinlich kein besonders schmeichelhaftes Zeichen für den Fußball oder die Gesellschaft als Ganzes, dass wir uns hier nur ein paar Stunden vor Beginn der UEFA EURO 2008â„¢ versammelt haben, um die Unite Against Racism-Kampagne zu starten. Ich denke, wir stimmen alle darin überein, dass wir in einer idealen Welt diese Art Kampagne nicht bräuchten. Aber angesichts der Umstände halte ich es für eine positive Sache, dass Vertreter der Fußballgemeinschaft und andere Mitglieder der Gesellschaft zusammen gekommen sind, um sich gleich zu Beginn dieser Europameisterschaft gegen Rassismus zusammenzuschließen. Rassismus und Diskriminierung sind komplexe Probleme, die sehr unterschiedliche Formen und unterschiedliche Opfer haben können. Menschen werden aus vielfältigen Gründen diskriminiert – aufgrund ihrer Hautfarbe, Nationalität, ethnischen Abstammung, sexuellen Orientierung, aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion und mehr. Es geht nicht einfach um Schwarz und Weiß.”

 

„Wir können unsere Augen nicht vor der Tatsache verschließen, dass es verbale und körperliche Gewalt in der Welt und im Fußball gibt", so Benedikt Weibel, EURO-Delegierter des Schweizer Bundesrates.

 

Österreichs Nationalratspräsidentin und Präsidentin des VIDC, Barbara Prammer meinte: „Die EURO 2008 ist für mich und das Team von FairPlay-vidc eine große Herausforderung und Chance, denn eine Europameisterschaft, die frei ist von Diskriminierung und geprägt von Gastfreundschaft gegenüber allen Fans, ist wohl die beste Werbung für den österreichischen und Schweizer Fußball.“

 

Die Kampagne wird bereits von vielen Spielern unterstützt, die an der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft teilnehmen, z. B. vom Schweizer Kapitän Alexander Frei, der erklärte: „Rassismus und andere Formen der Diskriminierung haben im Fußball keinen Platz. Es ist ein Spiel, das Grenzen überwindet und in dem Hautfarbe und ethnische Herkunft keine Rolle spielen.”

 

Auf der Veranstaltung nahmen neben dem ehemaligen Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft Ramon Vega, drei weitere Stars des europäischen Fußballs, die als FARE-Botschafter die Kampagne „Unite Against Racism“ unterstützen, teil: Yves Eigenrauch, Paul Elliott und Anthony Baffoe berichteten über eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung, die sie während ihrer aktiven Zeit in Europa erlebten.

 

Vega, der ehemalige Schweizer Kapitän und Premier League-Star bei Tottenham Hotspur, ist italienischer Abstammung. „Ich habe in Großbritannien gespielt, sowohl in England als auch Schottland, und in Frankreich und Italien, und ich habe überall Diskriminierung erlebt. In Großbritannien war ich der Ausländer. Da habe ich mich sehr isoliert gefühlt. Selbst in Italien war ich Zielscheibe von Beleidigungen durch die Fans und auch von anderen Spielern. Aber Fußball ist ein großartiger Gleichmacher. Dies ist der Grund, warum ich hier bin, um zu zeigen, was dieser großartige Sport leisten kann, indem er Menschen zusammenbringt und Rassismus ausrottet.”

 

Elliott, ehemaliger Verteidiger bei Chelsea, Celtic und Bari, erklärte: „Das Problem des Rassismus im Fußball ist besser geworden, aber wir müssen uns immer noch auf die Gesetze stützen und auf deren Umsetzung. Der Fußball bringt die Menschen zusammen und trägt mit dazu bei, wichtige soziale Botschaften zu vermitteln.
Ich gehörte zu einer der ersten Generationen schwarzer Spieler in Großbritannien, die rassistischen Beleidigungen der übelsten Art ausgesetzt waren. Das Werfen von Bananen war allgemein verbreitet. Heute liegen die Dinge anders, aber sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen wie FARE müssen weiter zusammenarbeiten, um diese Fortschritte aufrecht zu erhalten.”

 

Ghanas Anthony Baffoe, der erste afrikanische Spieler der Bundesliga während seiner aktiven Zeit in Köln, fügt hinzu: „Während meiner Zeit in Deutschland habe ich mich auf meinen Humor und meine Ironie verlassen, um mit dem Rassismus umzugehen. Einige Fans mochten das, andere nicht, aber ich habe dadurch Respekt gewonnen. Heute muss man sich nur die führenden Spieler in Europa anschauen. Viele von ihnen stammen aus Afrika. Drogba, Adebayor, Kanu. Das macht mich stolz.”

 

Baffoe hat in vielen Ländern gespielt und konnte daher erklären, wie sich seiner Meinung nach der Rassismus von den Rängen in den verschiedenen Teilen der Welt unterscheidet. „Als ich in Frankreich spielte, war der Rassismus versteckt. Er brach erst durch, als die französische Nationalmannschaft begann, mehr schwarze Spieler einzusetzen. Die Fans sagten, sie würden das Team nicht mehr unterstützen, weil es nicht mehr wirklich französisch sei, wo doch die Mannschaft der Welt nur zeigte, wie multikulturell Frankreich in Wahrheit ist.
In Hongkong waren die Menschen ignorant, trotz der zahlreichen, dort lebenden ethnischen Gruppen und Minderheiten. Ich wurde in der Öffentlichkeit permanent angestarrt, was sehr störend war.”

 

Piara Powar, Direktor des britischen FARE-Partners Kick It Out, sprach ebenfalls zu den Versammelten und erklärte: „Das letzte Mal, als wir zu Beginn einer Europameisterschaft zusammen kamen, das war in Porto, hatten wir viele Hoffnungen und Pläne, was das FARE-Netzwerk erreichen könnte. Ich freue mich, sagen zu können, dass wir in den vergangenen vier Jahren geschafft haben, uns über den Kontinent auszubreiten, das Netzwerk ist heute in 38 Ländern aktiv. Viele unserer Ziele wurden erreicht, aber es liegt immer noch ein langer Weg vor uns, bevor wir unseren Sport vom Krebsgeschwür des Rassismus ein- für alle Mal befreit haben werden.”

 

Das ‘Unite Against Racism’-Programm, das vom FARE-Netzwerk in Kooperation mit der UEFA koordiniert und von der internationalen Spielervereinigung FIFPro unterstützt wird, läuft für die gesamte Dauer des Turniers. Es schließt den <link http://www.youtube.com/watch?v=OXsM7Qazuws _blank>TV-Spot „Different Languages – One Goal: No To Racism”</link> (Verschiedene Sprachen - Ein Ziel: Nein zu Rassismus), der bei jedem Spiel gezeigt wird, Bandenwerbung und Fanaktivitäten ein. Die Kampagne findet bei den Halbfinalspielen in Basel und Wien im Verlesen von Antirassismusbotschaften durch die Mannschaftskapitäne ihren Höhepunkt.

 

Anmerkungen

Die Kampagne „Unite Against Racism“ bei der UEFA EURO 2008TM wird von FARE – Football Against Racism in Europe in Zusammenarbeit mit der UEFA und mit Unterstützung der internationalen Spielergewerkschaft FIFPro durchgeführt.

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