Leopold Stastny: Überlebender, Visionär, Trainerlegende – Ausstellung in Innsbruck feierlich eröffnet

Mit einer eindrucksvollen Eröffnung im Plenarsaal des Innsbrucker Rathauses wurde am 17. Juni 2025 die Freiluftausstellung „Leopold Stastny – Überlebender des Nazi-Terrors, Trainerlegende und Erfinder der Schülerliga“ eröffnet. Bis 11. Juli ist sie am Sparkassenplatz Innsbruck zu sehen – mitten im öffentlichen Raum und somit für alle zugänglich.

Die Schau würdigt das außergewöhnliche Leben von Leopold Šťastný (1911–1996): Einst gefeierter Spieler und Trainer in Bratislava, später prägende Figur des österreichischen Fußballs – und jüdischer Überlebender des Nationalsozialismus. Aspekte seiner Biografie, die bisher weitgehend unbekannt geblieben sind, rücken nun ins Licht der Öffentlichkeit.

Zur Eröffnung kamen zahlreiche Gäste, darunter prominente Weggefährten, Sportfunktionäre und Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Besonders emotional wurde es, als Michael Stastny, der Sohn des Geehrten, das Wort ergriff:

„Mein Vater war nicht nur ein Trainer, sondern ein Visionär, der Ausdauer, Integrität und Spitzenleistungen verkörperte. Seine Geschichte ist nicht nur eine über Fußball, sondern eine über das Überleben.“ Auf die Frage, warum sein Vater nie über seine jüdische Herkunft sprach, sagte er: „Sein Leben begann de facto mit 1945 – über die Zeit davor zu sprechen, über die Ermordung seiner Eltern, war ein Tabu.“

Ein Projekt zwischen Geschichte, Sport und Erinnerung

Initiiert wurde die Ausstellung von der fairplay Initiative am VIDC, dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck und der Faninitiative Innsbruck – in Kooperation mit dem Museum für Jüdische Kultur in Bratislava, dem ÖFB und FC Wacker Innsbruck.

Sport bewegt, und Fußball ist Stadtgeschichte“, betonten die Kuratoren Joachim Bürgschwentner, Niko Hofinger und Georg Spitaler bei der Eröffnung. „Wir wollen mit dieser Ausstellung einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen – und zeigen, wie Sport auch Erinnerungsarbeit leisten kann.“

Auch Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber unterstrich die gesellschaftliche Bedeutung: „Stastny hat nicht nur den Tiroler Fußball geprägt, sondern mit der Schülerliga eine bis heute wirksame Institution geschaffen. Besonders wichtig ist der Fokus auf Fairplay und die Auseinandersetzung mit menschenfeindlichen Ideologien.“

Demokratische Bildung durch Sport

Ein zentrales Anliegen der Ausstellung ist die pädagogische Vermittlung: Führungen und Workshops bieten Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit Themen wie Antisemitismus, Vielfalt und Extremismusprävention auseinanderzusetzen. Kurt Wachter von fairplay betonte: „Über Vorbilder können Brücken gebaut werden – gerade für junge Menschen. Deshalb empfehlen wir besonders Schulklassen einen Besuch der Ausstellung.“

Sport Austria Präsident Hans Niessl, der ebenfalls am Eröffnungstalk teilnahm, berichtete von seiner persönlichen Verbindung zu Stastny: „Ich habe meine Ausbildung zum Lizenztrainer bei Šťastný begonnen. Diese Zeit war für mich prägend – er war seiner Zeit voraus, setzte neue Trainingsmittel ein.“
Josef Geisler, Präsident des Tiroler Fußball-Verbands, ergänzte: „Stastny war der Wegbereiter moderner Trainingsmethoden – der Baumeister heutiger Erfolge und der Erfolge der WM 1978 und 1982.“

Fußball als Lernort

Begleitend zur Ausstellung findet am 11. Juli um 17:30 Uhr im Stadtteiltreff Wilten eine Podiumsdiskussion zur gesellschaftspolitischen Rolle des Fußballs statt. Unter dem Titel „Vom Stadion als politischer Raum bis zum Lernort“ diskutieren u. a. Lore Hayek (Universität Innsbruck), Moritz Janke (Fanprojekt München), Bernd Kosta (Faninitiative Innsbruck) und Kurt Wachter.

Ein wichtiges Zeichen – nicht nur für den Fußball

Vizebürgermeister Georg Willi dankte in seiner Rede dem Stadtarchiv für die Erweiterung der Ausstellung um den Aspekt des jüdischen Sports in Innsbruck: „Diese Ausstellung im öffentlichen Raum wird Aufmerksamkeit schaffen – sie erzählt nicht nur Sportgeschichte, sondern auch Stadt- und Überlebensgeschichte.“

Leopold Stastny steht sinnbildlich für das, was Sport bewirken kann: Hoffnung, Gemeinschaft und Verantwortung. Die Ausstellung erinnert daran und lädt zum Innehalten, Lernen und Weiterdenken ein.

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