Europäischer Fankongress in Amsterdam – Thomas Gaßler neuer Direktor der FSE-Fanbotschaften

Die Amsterdam ArenA war Schauplatz des 6. Europäischen Fußballfankongresses (EFFC) von Football Supporters Europe (FSE). Von Freitag bis Sonntag beteiligten sich knapp 400 Fanvertreter_innen aus der ganzen Welt und Fußballfunktionäre an Podiumsdiskussionen, Vernetzungstreffen und Workshops sowie der FSE Generalversammlung, um die Zukunft des Fußballs aktiv mitzugestalten. Dabei wurde eindrucksvoll bewiesen, dass das Motto des Kongresses „Getrennt in den Farben, vereint in der Sache!“ keine leere Phrase ist. Thomas Gaßler, Leiter von pro supporters – Koordination Fanarbeit Österreich, wurde im Rahmen des Kongresses zum neuen Direktor der FSE-Fanbotschaftsabteilung ernannt.

Bei strahlendem Sonnenschein und tropenähnlichen Temperaturen fand der Kick-Off zum jährlichen FSE Fußballfankongress an einem der zahlreichen Nebenplätze des tollen Trainingsgeländes von Ajax Amsterdam statt. Dabei konnten die Fans aus insgesamt 39 Ländern beim Show-Turnier „All Colours Are Beautiful“ zeigen, dass sie nicht nur mit ihren Stimmen beeindrucken können. Es wurde getrickst, gegaberlt und geferscherlt, bis in die späten Abendstunden.

 

Zeitgleich fanden drei durchaus beachtenswerte Vernetzungstreffen statt: Bereits zum zweiten Mal traf sich das europäische Netzwerk der Fananwälte, in der ein mehrsprachiger „Fananwalt“ veröffentlicht wurde. Dieser beinhaltet auch einen speziellen österreichischen Teil mit wichtigen Rechtshilfetipps für alle Fußballfans und kann in der Servicestelle von FairPlay unentgeltlich bestellt werden. In der zweiten Veranstaltung kamen zum erstmals auf europäischer Ebene Fanwissenschafter zusammen und diskutierten über gemeinsame zukünftige Projekte. Der renommierte österreichische Fanforscher Georg Spitaler hielt dabei die rotweißrote Fahne hoch.

 

Die zwei FairPlay-Mitarbeiter David Hudelist und Thomas Gaßler waren beim Koordinationstreffen der FSE-Abteilung der Fanbotschaften, einem Netzwerk das 25 nationale Faninitiativen umfasst, die Fanbotschaften für ihre Nationalteamfans anbieten, anwesend. Dabei wurde Thomas Gaßler, der seit knapp 15 Jahren Erfahrungen in diesem Bereich aufweisen kann, zum neuen Direktor der Fanbotschaften ernannt und ist somit auch im Vorstand von FSE vertreten. Gedankt wurden den vormaligen Direktoren Michael Gabriel, von der Koordinationsstelle der deutschen Fanprojekte und Paul Corkrey von der Football Supporters Federation Cymru aus Wales. Das Hauptaugenmerk der Fanbotschaftsabteilung liegt auf die Vorbereitungen für die EM 2016 in Frankreich und die EM 2020. Der Rahmen des EFFC wurde deshalb genutzt, um die Kooperation mit den anwesenden Vertretern des französischen Nationalteamfanklubs und des Verbands FFF sowie der UEFA zu vertiefen.  

 

Fanaktivisten oder bemalte Clowns


Am Samstag verlagerte sich das Geschehen in die beeindruckende Amsterdam ArenA von Ajax. Nach den obligatorischen Grußworten von UEFAs Gianni Infantino und des holländischen Verbandspräsidenten des KNVB Bernhard Fransen, boten sechs verschiedene Workshops die Möglichkeit zukunftsträchtige Konzepte in den einzelnen Bereichen auszuarbteiten. Im Workshop „EM 2020 für Fans in Europa?“ stand Patrick Gasser von der UEFA den rund 30 Workshopteilnehmer_innen, darunter Thomas Gaßler, Rede und Antwort. Die EM 2020 wird ja bekanntlich in 13 verschiedenen Ländern ausgetragen, was unter den Fußballfans für einige Verwirrung sorgt. UEFA hat FSE bereits zu zwei Beratungstreffen nach Nyon eingeladen und weitere Treffen am Genfer See sind geplant. Die EM 2020 soll so fannah wie möglich organisiert werden. Es liegt also an den Fans mit ihren Inputs und Ideen das Beste aus dieser Veranstaltung zu machen, so Gasser.

 

In der Nachmittagssession wurde der Frage nachgegangen, ob denn die Nationalteamfans überhaupt fähig sind sich auf dieser Ebene zu organisieren oder ob sie doch nur „bemalte Clowns“ wären. Die anwesenden Vertreter_innen allesamt Mitglieder der FSE Fanbotschaften, einem Fanservice, das seit bereits über 20 Jahren besteht, gaben die eindrucksvolle Antwort. Die Vernetzung der Fans auf Nationalteamebene ist sehr gut, das FSE-Fanbotschaftsnetzwerk ist bestens organisiert und einige neue Initiativen u.a. aus Belgien, Mazedonien und Bosnien/Herzegowina konnten für die Zusammenarbeit begeistert werden.

 

Holland & Ukraine gewinnen


David Hudelist nahm am Auftakttreffen der zweiten FSE-Abteilung „Anti-Diskriminierung“ teil. Dabei wurde ein Programm für diese Saison ausgearbeitet, das großteils auf altbewährtes wie die Teilnahme an den FARE-Aktionswochen setzt.  Im Workshop Fankampagnen wurde die nationalen Faninitiativen „Kein Zwanni für’n Steher!“ aus Deutschland und „Twenty‘s Plenty!“ aus England, die sich für faire Ticketpreise einsetzen vorgestellt. In den anschließenden Diskussionen gab es eine Bestandsaufnahme mehrerer Länder, darunter Holland und Österreich. Ziel ist es eine europäische Kampagne ins Leben zu rufen, die sich für leistbare und sozial verträgliche Eintrittspreise einsetzt.

 

Am Sonntag fand die alljährliche FSE-Generalversammlung statt, die ohne große Aufregung und mit wenigen überraschenden Momenten ablief. Mit Tine Jensen Hundal (DFF, Dänemark) und Victoria Dominguez (CEPA, Spain) wurden zwei frische Kräfte in den Vorstand gewählt. Wiedergewählt wurden Kevin Miles (England), Martin Endemann (Deutschland), Medhi  Tazraret (Frankreich), Linda Hadorn (Schweiz), Michal Riecansky (Slowakei), Riccardo Bertolin (Italien).  Den Vorstand komplettieren Goran Grosman aus Kroatien und Thomas Gaßler. Das FSE Vorstandsmitglied Martin Endemann betätigte sich auch im (legalen) Glückspiel. In einer unterhaltsamen Lottoziehung wurden die zwei FSE-Schwerpunktländer 2013/2014 gezogen. Mit Ukraine und Holland sind dies beide keine Unbekannten.  


Thomas Gaßler, neuer Direktor der FSE-Fanbotschaften, meint:


"Es ist eine besondere Ehre für mich den FSE-Fanbotschaften als Direktor vorstehen zu dürfen. Unter den legendären Fanaktivisten Kevin Miles aus England und Michael Gabriel aus Deutschland, denen ich meinen höchsten Respekt zolle und die seit über 20 Jahren professionell Fanbotschaften leiten, habe ich mein Handwerk gelehrt. Jetzt wurde ich von den erfahrensten Teams des Kontinents in die Position des Direktors gewählt. Ich werde das Vertrauen rechtfertigen und freue mich schon besonders auf meine Aufgaben in der Vorbereitung zur EM 2016 in Frankreich und die gemeinsame Arbeitsgruppe mit der UEFA im Hinblick für die EM 2020. Die Auszeichnung gilt aber nicht nur mir, sondern dem gesamten FairPlay-Team. Wir haben international einfach einen verdammt guten Ruf."

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