FIFA Präsident Blatter leugnet Rassismus im Fußball

Sepp Blatter hat mit Äußerungen über Rassismus im Fußball für Verwirrung und Aufregung gesorgt. Rassistische Vorfälle sollen durch Hände schütteln nach dem Spiel vergessen gemacht werden. Die Fußballwelt schüttelt darüber den Kopf.

(c) FairPlay

In einem Interview mit CNN World Sport kommentierte Herr Blatter zwei rassistische Vorfälle, die gegenwärtig von der FA untersucht werden - die Vorwürfe betreffen Chelseas John Terry und Liverpools Luis Suarez - und offenbarte dabei äußerst irritierende Ansichten. Der FIFA-Boss verharmlost in diesem Interview Rassismus nicht nur, er verleugnet Rassismus und verhöhnt Opfer von rassistischen Vorfällen. Interessant auch seine Erklärung, weshalb ein Shakehands nach einem rassistischen Vorfall ausreichen sollte: weil die FIFA so hart gegen Rassismus und Diskriminierung gearbeitet hat.

 

 

 

Der englische Teamspieler und Manchester-United-Verteitiger Rio Ferdinand reagierte auf Blatters Äußerungen via Twitter: Blatters Kommentar sei so "herablassend, dass es fast schon lachhaft ist. Ich fühle mich dumm, geglaubt zu haben, dass Fußball eine führende Rolle gegen Rassismus einnimmt."

 

Irritierende Klarstellung

 

Inzwischen musste die FIFA Blatters zweifelhafte Aussage klarstellen, und wie meistens wird in solchen Fällen von einem Missverständnis gesprochen, welches in einer neuerlichen Verharmlosung von Rassismus endet:

 

„Meine Kommentare wurden falsch verstanden. Was ich zum Ausdruck bringen wollte war, dass man als Fussballspieler während einer Partie "Kämpfe" mit seinen Gegenspielern austrägt und dass dabei manchmal Dinge getan werden, die falsch sind. Aber normalerweise entschuldigt man sich nach Spielschluss bei seinem Gegenspieler, wenn man während des Spiels eine Konfrontation mit ihm hatte. Man schüttelt sich die Hände, und wenn das Spiel vorbei ist, ist die Sache erledigt.“

 

 Abermals wird insinuiert, dass rassistische Beschimpfungen unter Spielern nicht gravierender bewertet werden sollen, als andere Beschimpfungen. Es wird angedeutet, dass rassistische Äußerungen auf dem Spielfeld in der „Hitze des Gefechts“ passieren können, aber nicht so gemeint sind – ein Argument, dass immer wieder herangezogen wird, um Rassismus runterzuspielen. Opfern von Rassismus wird über dieses Statement vermittelt, alles nicht so schlimm, so ist das im Fußball.

 

Bella Bello Bitugu von FairPlay-vidc dazu:

"Die Kommentare von FIFA Präsident Blatter sind sehr unglücklich und unsensibel gegenüber vielen FußballerInnen und Fußballfans. Rassismus ist kein Phänomen, das nur am Platz existiert, es reflektiert vielmehr was in unserer Gesellschaft passiert. Blatters Aussagen zeigen uns und anderen Organisatonen, die gegen Diskriminierung im Sport aktiv sind, dass es noch viel Arbeit bedarf und wir werden nicht vom Fleck kommen, wenn das Problem von den mächtigsten Stellen im Fußball nicht ernst genommen wird."

 

Piara Power, Direktor von FARE (Football Against Racism in Europe):

"Von der führenden Persönlichkeit im Weltfußball sind solche krankhaften und unsensiblen Aussagen nicht zu erwarten. Zu sagen, dass ein Shakehands nach dem Spiel Rassismus zwischen Spielern vergessen macht, ist inkorrekt und nicht das, was Fußballer von einem FIFA-Chef hören wollen."

 

Über das Engagement der FIFA in Sachen Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung lässt sich streiten: ob aus vermeintlich ehrlicher Überzeugung oder als imageaufbessernde CSR-Maßnahme, Herr Blatter hat mit seinen Äußerungen die Glaubwürdigkeit dieses Engagements völlig untergraben.

 

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