1. Integrity Day – Nachbericht

fairplay war beim ersten Integrity Day des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport dabei.


Im Haus des Sports fand am 27. November der 1. Integrity Day des österreichischen Sports statt. Organisiert wurde dieser vom Sportministerium und den vier Sportorganisationen, die sich um Integrität im Sport bemühen (NADA Austria, Play Fair Code, 100 % Sport, Initiative FairPlay). In diesem Rahmen wurde das neue Förderprogramm "Good Governance" des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport präsentiert.

Ziel desselben ist es, die Dach- und Fachverbände sowie die österreichweiten Sportorganisationen, also alle bundesweiten Fördernehmer:innen des Sportministeriums, für die Themen Good Governance und Compliance zu sensibilisieren. Die rund 70 Sportinstitutionen haben bis Ende Februar 2024 die Möglichkeit, anhand des Fragenkatalogs zu prüfen, in wie weit sie den Anforderungen von Good Governance und Compliance in zehn Kategorien entsprechen. Die Kategorien sind: Transparenz, demokratische Prozesse, Repräsentierung und Beteiligung, Gewaltentrennung und Kontrolle, Verhaltenskodex und Interessenskonflikte, Beschwerden und Berufungen, Gleichstellung und Anti-Diskriminierung, Kinder- und Gewaltschutz, Nachhaltigkeit und schließlich Integrität. Jedes Prinzip ist in acht bis zwölf Fragestellungen untergliedert. In der Folge wird die Bundes-Sport GmbH die Ergebnisse sichten, mittels Punktesystem bewerten, Kontrollen vornehmen und ein Ranking erstellen.

Für die Fachverbände besteht die Möglichkeit, durch ein entsprechend gutes Abschneiden im Sinne eines Anreiz-Systems Extra-Fördermittel zu lukrieren. Um Chancengleichheit herzustellen, wurden die 60 Fachverbände nach deren Größe (gemessen an Fördermitteln) in drei Gruppen unterteilt. Pro Gruppe erhalten die Top-5 eine Extra-Förderung in Höhe von 50, 40, 30, 20 und 10.000 Euro. Zudem werden pro Kategorie je zwei Sonderpreise zu 10 bzw. 5.000 Euro für jene Fachverbände vergeben, die bei den meisten Prinzipien die volle Punktezahl erreichen konnten. Insgesamt stehen jährlich somit 500.000 Euro zur Verfügung. Pro Prüfzyklus können bis zu 21 Fachverbände in den Genuss einer Extraförderung kommen, pro Fachverband ist eine zusätzliche Fördersumme von bis zu 60.000 Euro erreichbar.

Neben den Bonifikationen besteht für alle Verbände und Sportorganisationen die Möglichkeit, bei Erreichen einer bestimmten Benchmark ein Gütesiegel zu erhalten. Ab 67 (von 100) Punkten wird das Zertifikat "Good Practice in Good Governance", ab 90 Punkten "Best Practice in Good Governance" vergeben.

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Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler:Der Sport hat bei Integrität und Fairness eine Vorbildwirkung. Dabei gibt es noch genug zu tun. Gerade in dieser Regierungsperiode wurde darauf besonders Augenmerk gelegt. Mit der Gründung der Dachmarke IRIS, Institutionen für Respekt und Sicherheit im Sport, und der damit verbundenen Schaffung eines eigenen Zentrums wurde die Bedeutung unterstrichen. Die gemeinsame Klammer ist das faire Verhalten, persönlich, bilateral oder auch zwischen den Organisationen. Es ist unsere Aufgabe, das Bessere aus uns und der Gesellschaft heraustzholen und das negative zurückzudrängen.

Bei Good Governance geht es vor allem um vorbeugende Konzepte. Deswegen wird im Rahmen dieses Förderprogrammes sehr genau nachgefragt, wie es um Transparenz, demokratische Prozesse, um Gewaltentrennung und Kontrolle bestellt ist. Es wird nach Konzepten gegen Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung, für Gleichstellung und Antidiskriminierung oder Nachhaltigkeit im Sport gefragt.

Das Programm setzt von 2024 bis 2026 stark auf finanzielle Anreize und Zusatzförderungen. Dafür stehen jährlich 500.000 Euro, in Summe somit 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Nach dieser Übergangsphase sollen die Fördervoraussetzungen zunehmend angepasst werden.“

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Severin Moritzer, Geschäftsführer Play Fair Code: „Nicht zu wissen, wie es ausgeht ist eine Grundvoraussetzung im sportlichen Wettbewerb. Beim Wettbetrug geht es im Wesentlichen um die Minimierung der Leistung, die sportliche Glaubwürdigkeit wird dadurch massiv in Frage gestellt. Betrug gefährdet darüber hinaus aber auch die wirtschaftlichen Grundlagen. Wettbetrug ist in Österreich leider sehr präsent. Heute fällt aber sicher auch mehr auf, weil viel genauer hingeschaut wird.

In den Verbänden muss viel geleistet werden, um Good Governance umzusetzen. Viele können sich dafür keine eigenen Personen oder Positionen leisten. Finanzielle Anreize können dafür ein wirksames Anreizsystem sein."

Michael Cepic, Geschäftsführer NADA Austria: „Doping ist sicher das älteste Integritätsthema im Sport. 1999 wurde der WADA-Code ins Leben gerufen, die Umsetzung erfolgt in Österreich über die NADA und das Anti-Doping-Gesetz. Es gibt keinen Spielraum, wenn es uns die Umsetzung geht, deshalb gibt es hier eine gewisse Sonderstellung und ein eigenes Gesetz. Das Empfinden für den sauberen Sport ist deutlich gestiegen. Wir werden auch immer öfter gefragt, warum es bei einer Veranstaltung keine Dopingproben gegeben hat, wenn sie nicht wahrgenommen werden. Der wirtschaftliche Anreiz ist aber so groß, dass es immer Doping geben wird. Gerade im Sport gibt es viele Vorurteile - etwa dass alle gedopt seien. Da sind auch die Sportlerinnen und Sportler in der Kommunikation gefragt, um gegen diese Vorurteile vorzugehen."

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Claudia Koller, Geschäftsführerin 100 % Sport: „Geschlechtergerechtigkeit herzustellen ist eine vielfältige Herausforderung, die nicht vom Sport alleine gelöst werden kann. Der Sport muss aber seine Verantwortung wahrnehmen. Als Zentrum für Genderkompetenz können wir Unterstützungsleistungen anbieten und die Bewusstseinsbildung vorantreiben. Wenn etwa einer Schiedsrichterin der Handschlag verweigert und ihr gesagt wird, sie solle nach Hause an den Herd gehen, ist die Integrität im Sport genauso bedroht wie durch Doping oder Wettbetrug.

Einzelmaßnahmen, wie etwa die Installierung von Genderbeauftragten, sind wichtig, aber nicht ausreichend. Es genügt jedenfalls nicht, ein Konzept zu Papier zu bringen. Wesentlich ist die Umsetzung und die Erfüllung der Ziele. Es stellt sich immer die Frage, wie stark die zuständigen Personen auch mit Ressourcen ausgestattet sind. Oft hören wir den Tenor: Wir haben Wichtigeres zu tun. Dieses Förderprogramm kann und soll Auswirkungen auf die Prioritätensetzung in den Sportorganisationen haben."

Nikola Staritz, fairplay Initiative am VIDC: "Diskriminierungen sind im Sport in vielfacher Form sichtbar, wir hören Fangesänge, wir sehen, wie Gremien zusammengesetzt sind. Wie fair kann Sport sein, wenn wesentliche Teile der Bevölkerung deutlich weniger Präsenz haben als andere? Es gibt Doppel- oder Mehrfachdiskriminierungen, etwa bei Frauen, die aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert werden oder aufgrund der sexuellen Orientierung. Der Sport bringt Menschen zusammen, die sich sonst wahrscheinlich im Leben gar nicht treffen würden. Er hat aber auch die Aufgabe, genau hinzusehen, wenn Fehlverhalten sichtbar wird.

Wichtig ist es, das Bewusstsein zu schaffen, was diskriminierendes Verhalten ist. Sprache ist dabei ein wesentlicher Faktor. Sportorganisationen und Vereine können leicht umsetzbare Maßnahmen setzen, die mit geringem Aufwand verbunden sind. Oft herrscht die Befürchtung, dass das neben all den anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten organisatorisch kaum umsetzbar ist. Unsere Angebote soll dem entgegenzuwirken."

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