Solidarität mit FC Sans Papiers

Wiener Fußballspieler vom Spielfeld weg in Schubhaft genommen.


Eine Aktion der Fremdenpolizei hatte am Donnerstag, den 29. April, den Fußballclub Sans Papiers-Die Bunten zum Ziel. Während des Trainings im Sportzentrum Marswiese in Wien-Hernals wurden die Spieler des FC Sans Papiers kontrolliert und einige in Schubhaft genommen. Augenzeug/innen berichten von einer Großrazzia mit über 100 Beamt/innen. Mit Bussen wurden die Spieler in das Schubhaftgefängnis gebracht.

Bei einer spontanen Protestkundgebung am Donnerstag Abend versuchten 250 Protestierende die Überstellung der afrikanischen Asylsuchenden in das Polizeianhaltezentrum (PAZ) am Hernalser Gürtel zu verhindern. Eine  Straßenblockade wurde aber von der Polizei gewaltsam aufgelöst. Mehrere Dutzend Demonstrant/innen wurde verhaftet.

Derzeit sind zwei Spieler in Abschiebehaft, der 20-jährige Vincent Agbai Eze und der 25-jährige Spielertrainer und Kapitän, Cletus Ugona Boniface, beides Schlüsselpersonen des Sans Papiers-Teams. Den beiden nigerianischen Kickern wurde ihre öffentliche Leidenschaft für den Fußball offensichtlich zum Verhängnis.

Der talentierte Vincent Agbai, der schon im Nachwuchs des Wiener Sportklub spielte, war auch Kapitän des Fußballteams des Vereins Schmetterling, der Flüchtlingen Hilfe anbietet. Ursula Omoregie, die Obfrau des Vereins, bedauert, dass aus Angst vor gezielten Aktionen der Fremdenpolizei heuer die traditionsreiche Afrika World Liga abgesagt werden musste. Die Afrika World Liga ist ein Turnier, das über mehrere Spieltage geht und das Ziel hat, die Kommunikation zwischen den Teilnehmer/innen zu fördern und Berührungsängste abzubauen. Das Turnier, welches im vergangenem Jahr u.a. durch den FairPlay-Projektpool gefördert wurde, hätte heuer zum vierten Mal in Folge stattfinden sollen. Dies ist nach Einschätzung von Ursula Omoregie aber mittlerweile zu gefährlich, weshalb auch die öffentlichen Fußballtrainings des Vereins abgesetzt wurden. Bereits im Jänner 2010 waren die drei Schmetterling-Spieler Sunday Ibeto, George Idahosa und Jude Agbo abgeschoben worden.

Die Vereinsführung des FC Sans Papiers befürchten nun, dass ihr Team die Meisterschaft in der 2. Klasse A des Wiener Fußball-Verbands (WFV) angesichts des staatlichen Vorgehens nicht zu Ende spielen kann.

Eine Verbindung zwischen dem Wiener Fußball-Verband und der Polizeiaktion dementierte WFV-Präsident Robert Sedlacek in einer Stellungnahme auf der <link http://www.wfv.at/ _blank external-link-new-window>Homepage</link> des Verbandes umgehend:
„Kein Funktionär oder Mitarbeiter war meines Wissens an dieser Aktion der Behörde beteiligt oder hat davon gewusst. Im Gegenteil: Der WFV steht seit Jahren für Integration und Völkerverständigung, dies wird auch Woche für Woche auf den Wiener Fußballplätzen gelebt.
Jeder Einfluss von behördlichen Maßnahmen auf den Sport ist bedauerlich und kann nicht im Interesse der gemeinsamen Sache sein. Dennoch muss man akzeptieren, dass gesetzliche Bestimmungen auch im Sportbereich zur Anwendung kommen können. Ich erwarte mir in der gegenständigen Sache eine korrekte Vorgangsweise für alle Betroffenen.“

Di-Tutu Bukasa, der Mitbegründer des vor acht Jahren als integratives Fußballprojekt gestarteten FC Sans Papiers ersucht um Unterstützung (Kontakt zu Sans Papiers unter den angegebenen Links).

 

Nach neuesten Informationen ist bereits für Dienstag, 4. Mai, ein Frontext-Abschiebeflug angesetzt. Aus diesem Grund wird es ab 19 Uhr eine Protestkundgebung am Flughafen Wien-Schwechat geben. Weitere Kundgebungen sind für Mittwoch, 5. Mai, geplant:
- angemeldete Kundgebung vor dem Polizeianhaltezentrum, 1090 Wien, Rossauerlände 7-9
Mittwoch, 5. Mai von 7 bis 24 Uhr
- angemeldete Kundgebung bei der Uni-Rampe (U2 Schottentor), anschließend Großdemonstration zum Polizeianhaltezentrum Rossauerlände 7-9
Mittwoch, 5. Mai um 16 Uhr

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