Fans sind Teil der Lösung

Fanarbeitskonferenz in Zagreb

Das Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC) veranstaltete in Kooperation mit dem kroatischen Fußballverband HNS und der Fanorganisation Football Supporters Europe (FSE) am 13. und 14. April 2015 in Zagreb die erste internationale Konferenz zu Fanarbeit „Zusammen sind wir stärker!“ im Rahmen des Balkan-Projektes "Football Unites".

 

Verschiedene international erprobte Modelle der Fanarbeit wurden bei der Konferenz vorgestellt und mit den Teilnehmer_innen diskutiert. Darunter waren Vertreter_innen der Klubs Dinamo Zagreb, NK Marsonia, NK Vrbovec, von lokalen NGOs, die sich für Vielfalt und Antidiskriminierung im Sport einsetzen und Fans vom Nationalteamfankub Uvijek Vjerni.

 

Zum Auftakt lud der NK Zagreb am Montagabend in das Stadionrestaurant zu einem gemeinsamen Abendessen. In angenehmer Atmosphäre bei köstlichen „Cevapcici“ und  „Pljeskavica“ erklärten die Fans von Dinamo Zagreb und dem Nationalteam die Hintergründe, wieso die Situation im kroatischen Fußball derzeit so verfahren ist. Einziger Lichtblick scheint das sportlich erfolgreiche Nationalteam, das aber aufgrund rassistischer Vorfälle von einigen Fans das nächste Heimspiel gegen Italien in Split vor leeren Rängen austragen und bei weiteren negativen Vorfällen sogar um das Ticket nach Frankreich zur EURO 2016 zittern muss.

 

Fanarbeit und Fanbotschaften

 

Die Konferenz zu Fanarbeit „Zusammen sind wir stärker!“ begann am nächsten Tag in den Räumlichkeiten des Hotel Laguna. Neben den 20 Teilnehmer_innen waren zahlreiche TV-Sender und Journalisten von Print- und Online-Medien gekommen, um den vier Workshops zur Arbeit und Methodik von Fanbotschaften, von Fanbeauftragten, von Fanaktivitäten gegen Rassismus und sozialpräventiver Fanarbeit beizuwohnen.

 

Nach den Eröffnungsreden von Thomas Gassler (pro supporters – VIDC) und Marko Kuze (Dinamo Zagreb), präsentierte Medhi Tazraret, der Leiter FSE Fanbotschaften Frankreich, den Inhalt des offiziellen UEFA Social Responsibility Projekts RESPECT FAN CULTURE – Fanbotschaften bei der EURO 2016 in Frankreich, einem Fanbetreuungsprogramm für die Nationalteamfans bei der EM 2016. Tomislav Mileis (Uvijek Vjerni) erläuterte die Aufgabengebiete und Struktur des kroatischen Nationalteamfanklubs Uvijek Vjerni. Zur Diskussion kamen anschließend die Rolle, die Uvijek Vjerni als kroatische Fanbotschaft in Frankreich einnehmen könnte und kurzfristige Strategien, wie man Rassismus und Diskriminierung auf der Fantribüne bei Spielen der kroatischen Nationalmannschaft minimieren kann.

 

Fanbeauftragte

 

Stuart Dykes von der Fanorganisation Supporters Direct (SD) erklärte das Modell der Fanbeauftragten (SLO), die auf Klubebene, den Dialog zwischen Fans und Vereinsvertretern fördern sollen. Mit Marko Kuze war zwar der Fanbeauftragte von Dinamo Zagreb anwesend, dennoch gibt es in Kroatien noch sehr viel Potenzial und alle stimmten überein, dass den SLOs in Zukunft eine wichtige Rolle zukommen wird. Der erste Schritt sollte die Installierung eines nationalen SLO-Koordinators beim Verband sein.

 

Pavel Klymenko vom FARE Netzwerk klärte über das gemeinsam mit der UEFA ausgearbeitete und von FARE durchgeführte Monitoring-System bei internationalen Spielen auf. Darüberhinaus präsentierte er zahlreiche internationale Best-Practice-Beispiele, was organisierte Fans im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung auf die Beine stellen können. Thomas Gaßler von pro supporters – VIDC erzählte über die Aufgaben der Koordinationsstelle für Fanarbeit in Österreich, die sowohl die Fanbotschaften in Österreich organisiert als auch für die Installierung sozialpräventiver Fanarbeitsprojekte bei den Klubs zuständig ist.

 

Dialog mit Fans

 

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die nächsten Schritte diskutiert. Eine Professionalisierung der Fanarbeit in Kroatien unter internationaler Anleitung scheint für alle Beteiligten ein sinnvoller Weg zu sein.  Am darauffolgenden Tag konnten spontan noch zwei Treffen mit Fans von Dinamo Zagreb, die der Konferenz nicht beiwohnen konnten, organisiert werden.

 

Alexander Rakowitz, Balkan Alpe Adria Projekt: „In Zusammenarbeit mit dem kroatischem Verband HNS, Dinamo Zagreb und Football Supporters Europe war diese Fanarbeitskonferenz der erste Schritt, um unter dem Slogan „Stronger together!“ die Fans, die Vereine und den Nationalverband wieder näher zusammenzubringen, um Gewalt und Diskriminierung im kroatischen Fußball vorzubeugen.“

 

Thomas Gassler, pro supporters – VIDC und Direktor FSE Fanbotschaften: „Auch wenn die momentane Situation zwischen organisierter Fanszene, den Vereinen und dem Verband in Kroatien eine herausfordernde Aufgabe darstellt, so ist es dennoch unser Ansatz die Fans nicht als DAS Problem, sondern als integraler Bestandteil der Lösung zu sehen. Viel zu oft aber wird lediglich über Fans nicht aber mit den Fans gesprochen. Aus jahrelanger Erfahrung in der professionellen Fanarbeit wissen wir, dass die Probleme dort beginnen, wo der Dialog aufhört. Die Fanarbeitskonferenz „Zusammen sind wir stärker!“ in Zagreb ist als Auftaktveranstaltung zu sehen. Organisierte Fans und Fangruppen, Vereine und der Verband sollen in Zusammenarbeit mit den internationalen Partnern wie VIDC, FSE und SD eine nachhaltige Strategie für eine positive Fankultur und gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt im kroatischen Fußball ausarbeiten und umsetzen.“  

 

Die Initiative FairPlay ist seit 2013 Partner des Fußballverbandes von Kroatien. Gemeinsam mit dem „Balkan Alpe Adria Projekt“ (BAAP) und mit Unterstützung der UEFA werden Jugendturniere, Stadionaktionen, Workshops und Konferenzen durchgeführt, um Nationalismus und Ausgrenzung zu überwinden.

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