Bericht vom Workshop ‚Sport und soziale Entwicklung‘ im Franz-Horr-Stadion am 6. Juni 2009

Ein Jahr vor dem Ankick der ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden organisierte FairPlay-vidc im Stadion von Cup-Sieger FK Austria Wien einen internationalen Workshop zum Thema Sport und soziale Entwicklung. Den Abschluss bildete ein Match mit der Mathare Youth Sport Association (MYSA), die an diesem Samstag (6. Juni) – wenn auch verspätet - direkt aus Kenia anreisten.

Das Match der TeilnehmerInnen mit MYSA bildete den vergnüglichen Abschluss des Workshops im Stadion von FK Austria Wien.

Über 30 VertreterInnen von insgesamt 15 entwicklungspolitischen NGOs, Fußballvereinen, afrikanischen Organisationen, Sportinitiativen sowie Medien sind der Einladung nach Wien-Favoriten gefolgt. Darunter auch TeilnehmerInnen aus dem benachbarten Ungarn und Tschechien.

 

Nach dem <link fileadmin/Bibliothek/Fairplay/download/Sport-und-Entwicklung/ReportDialogforum_%20Sport%26Entwicklung.pdf - ->ersten Dialogforum zu Sport und Entwicklung</link> im Haus des Sports im September 2006 und einem Vernetzungsworkshop im November 2008, bildete die Veranstaltung im Franz-Horr-Stadion einen weiteren Schritt, das Thema des Sports in der Entwicklungszusammenarbeit in Österreich auf die Tagesordnung zu setzen. 

 

„Bei den Kindern müssen wir ansetzen“

 

In seinem Eröffnungsstatement betonte Ex-Profi Oliver Prudlo, Vorsitzender der österreichischen Fußballergewerkschaft VdF - Vereinigung der Fußballer, dass gerade am Vortag der EU-Wahlen, bei denen ein Erfolg der rechtsradikalen und ausländerfeindlichen Kräfte zu befürchten ist, es wichtig ist sich mit Menschen zu treffen, „die zusammenführen wollen, unabhängig von Hautfarbe, Kultur und Religion.“

 

„Als Trainer einer Tiroler U10 Mannschaft in Tirol konnte ich feststellen, dass es für die Kinder ja völlig uninteressant ist, aus welchem Land ihre Mitspieler kommen, ob ihre Hautfarbe heller oder dunkler ist und zu welchem Gott sie beten und ob überhaupt. Bei den Kindern müssen wir ansetzen. Mit ihnen müssen wir reden und verhindern, dass Vorurteile und Intoleranz in ihrem Denken Platz bekommen. Bei unseren Sommercamps wollen wir gewissen Entwicklungen in Österreich entgegen steuern“, meinte der 42-jährige Prudlo. 

 

Liz Zimmermann, Geschäftsführerin des Vereins Delta Cultura, berichtete vom rasanten Aufstieg ihrer Fußballschule auf den Kapverdischen Inseln, seit sie im Jahr 2002 mit sieben Fußbällen begangen. Derzeit werden 150 Burschen und Mädchen aus armen Familien in der Akademie ausgebildet, wobei der der soziale Aspekt Vorrang hat. Den Höhepunkt 2008 bildete eine Reise von Didi Constantini nach Kap Verde. Der nunmehrige ÖFB-Teamtrainer trainierte unentgeltlich die Fußballlehrer. 

 

Der Ex-Profi bei Heartland Owerri FC in Nigeria, Emmanuel Ekeigwe, berichtete von der Schwierigkeiten in Österreich Fuß zu fassen. Aus Frustration und um afrikanische Talente zu fördern, gründete er die New African Football Academy. NAFA entwickelte sich in der Folge zu einem aufstrebenden Verein in im Wiener Fußballverband, der auch wichtige soziale Funktionen für die afrikanische Community in Wien übernimmt.

 

Der Ex-Beachvolleyballprofi und Dancing Star Oliver Stamm, der in Österreich als Atlethenbotschafter für Right To Play agiert, zeigte sich ernüchtert über die Entwicklungen seit dem Hype des UNO Jahr des Sports 2005. International wäre man weit davon entfernt die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen, und auch in Österreich sei seit dem Wechsel des Sports in das Verteidigungsministerium unklar, wer Sport & Entwicklung weiter forciert. Der universelle Sport, so Stamm, wäre in der Vermittlung von Werten wie Selbstachtung und Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe gerade für junge Menschen auf der Flucht oder Traumatisierte unerlässlich. 

 

WM als Chance Afrikas wahrzunehmen

 

Bella Bello Bitugu von der Universität Innsbruck sprach dann über die Ergebnisse einer Untersuchung über das Potenzial der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika - der ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden – für die entwicklungspolitische Bildungs- und Informationsarbeit in Österreich:
„Die Weltmeisterschaft bietet eine gewaltige Kommunikations-Plattform. Das Ereignis ermöglicht es Afrika, die Stimme zu erheben, damit der Rest der Welt überhaupt unsere Anwesenheit registriert. 2010 könnte der Beginn einer neuenWir wollen ein Experiment sehen, eine Änderung des herrschenden Status Quo. Die Welt muss sehen, was wir in Afrika produzieren und uns dafür gerechte Preise zahlen.  Jetzt ist die Zeit – Ke Nako, unter diesem Motto werden wir die WM nutzen, um in der österreichischen Öffentlichkeit ein Statement abzugeben.“ Ära sein, vergleichbar mit dem Aufbruch in die Unabhängigkeit in den 1960er Jahren.

 

Kenianische Latecomers

 

Die als „Stargäste“ angekündigte zehn-köpfige Jugendgruppe der Mathare Youth Sport Association (MYSA) aus den Mathare-Slums in Nairobi fand den Weg ins Horr-Stadion erst am späten Nachmittag. Grund war die verspätete Ankunft des Flugzeugs aus Kenia. 

 

Eine Video-Dokumentation der letztjährigen MYSA-Tournee durch die tschechische Republik lieferte vorab einen guten Einblick in das internationale Vorzeigeprojekt im Bereich Sport & Entwicklung und wie wichtig face-to-face-Kontakte zwischen Jugendlichen sind.

 

Kicken unter dem Motto „Goals for one world“

 

Auf dem Trainingsplatz von Austria Wien ging es anschließend um die spielerische Praxis. Zwei gemischte Teams entfalteten auf dem gepflegten Rasen teilweise ansprechende Kombinationen.  Gekickt wurde mit einem in Pakistan - ohne Kinderarbeit - produzierten Ball. Das Team um Richard Strohmayer von Aufsteiger First Vienna FC behielt trotz Schlussoffensive der Mannschaft um Teamkapitän Oliver Prudlo mit 4:1 klar die Oberhand.

 

Für MYSA gab es zum Abschied fair gehandelte Produkte der EZA Fairer Handel GmbH, die Fußballakademie Austria Santos überreichte an die besten Spielerinnen am Platz, Christine Nafula und Mildred Omari Cheche vom MYSA Mädchenteam, ein Santos-Shirt.

 

Der Workshop wurde von der Initiative FairPlay am Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit (vidc) organisiert und von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ÖEZA) gefördert und von der Stadt Wien und dem FK Austria Wien  und dem tschechischen NGO Partner INEX-SDA unterstützt.

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