Austria Wien Fanpetition fordert „Nazis raus aus dem Horr-Stadion“

Die Serie rechtsextremen Bekundungen im Austria Wien Fansektor fand beim UEFA Europa League Play-off Spiel gegen Aris Thessaloniki FC am 26 August 2010 eine unrühmliche Fortsetzung.

„Gegen Nazis“ - Aris Saloniki Fans im Horr-Stadion

Roland Linz, Karl Heinz Hackl und Steffen Hofmann bei der Aktion "gegen den braunen Mief" im Wiener Burgtheater.

Eine Minderheit rechtsextremer Austria-Fans skandierte mit Hilfe der Mikrophonanlage auf der Osttribüne "Zick Zack Zigeunerpack", "Rassist, Faschist, Hooligan" und "Adolf Hitler ist mein Freund". Dabei wurde auch der Hitlergruß gezeigt.

 

Zudem bestätigte der Verein, dass Personen die Nazi-Parolen verbreiteten, von Stadionordnern durch eine Hintertür ohne Ticket auf die Ostribüne gelassen wurden. Die Mitarbeiter der externen Securityfirma wurden inzwischen ausgetauscht.

 

Wie schon in den vorangegangen Spielen hing auf der Osttribüne ein Transparent des Fanklubs „Unsterblich“, das grafische Anleihen beim Emblem der internationalen Neonazi-Bewegung „Blood and Honour“ nimmt. Mitglieder der „Unsterblichen" tragen seit Beginn der Saison zudem einheitliche T-Shirts mit einem "SS-Totenkopf" am Rücken.

 

Fan-Petition gegen Rechtsextremismus und Einschüchterung

 

Als Reaktion auf die Vorfälle initiierte ein Gruppe fanclubloser Austria-Anhänger eine Petition unter dem Motto „Nazis raus aus dem Horr“. Darin heißt es: „Hiermit wollen wir ein Zeichen setzen, dass Rechtsextremismus, politische Gewalt, Einschüchterung, Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus auf unserer Osttribüne, bei unserem Verein, im Horrstadion und auf allen Sportplätzen nichts verloren hat.“

 

Die Initiative will die Vereinsführung auf die Anliegen aufmerksam machen und den „untragbaren Eskalationen“ entgegentreten. Über 500 Fans haben die Petition bereits unterzeichnet.

 

Vor dem 294. Derby gegen SK Rapid bezog Austria-Kapitän Roland Linz Stellung:
„Rassismus ist ein großes Übel, das aus meinem Sport, dem Fußball, verbannt gehört. Jeder ist in der Pflicht, damit solche Menschen nicht in unsere Stadien kommen. Leider lernen einige nie dazu. Es gibt nur eine Rasse und das ist die Rasse der Menschen. Bei diesem heiklen Thema kann es nur eine Politik geben und das ist jene der Null-Toleranz.“

 

Austria Wien und SK Rapid beteiligten sich im Vorfeld des Derbies an einem von Schauspieler Karl-Heinz Hackl initiierten Aufruf gegen Rassismus.

 

Langes UEFA-Strafregister

 

Bereits beim UEFA Europa League Match gegen Athletic Bilbao im Dezember 2009 wurden von den „Unsterblichen“ und szenebekannten Neonazis faschistische Symbolik präsentiert. Banner mit Reichkriegsadler und Keltenkreuzen – Symbol der rassistischen White Power Bewegung – wurden dabei neben Franco-Fahnen gezeigt. Internationale Unterstützung im Sektor kam von den offen faschistischen Fanclubs „Irriducibili" (Lazio Rom) und „Ultra Sur“ (Real Madrid).

 

Aufgrund der Fanausschreitungen und den rassistischen Vorkommnisse im Spiel gegen Bilbao musste die Austria das Europa League-Quali Spiel gegen NK Siroki Brijeg im Juli vor leeren Rängen bestreiten. Bereits im September 2009 belegte der UEFA Austria Wien mit einer hohen Geldstrafe über 40.000 €. Hintergrund dafür waren unter anderem die mittels Megaphon skandierten „Ausländer raus“- und „Zick-zack-Zigeunerpack“-Sprechchöre beim UEFA Cup Match gegen Lech Poznan im Herbst 2008. Strafverschärfend wirkte ein ähnlicher Vorfall aus dem Jahr 2006, ebenfalls gegen eine polnische Mannschaft. 

 

Auf die Vorfälle gegen Bilbao reagierte der Verein mit der Schließung des Austria-Fanzentrums und der Kündigung der beiden Fanarbeiter/innen. FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel. fordert eine Wiederaufnahme der Fanarbeit als notwendige Maßnahme, die gemeinsam mit den Fans konstruktiv positive Ansätze erarbeitet und jene Mehrheit der Fans weiter stärkt, die rechtsextreme Vorfälle ablehnen.

 

Alte Bekannte

 

In der Vergangenheit sorgte der Fanclub „Unsterblich“ immer wieder für einschlägige Schlagzeilen. Im Juli 2000 schlagen laut einem Bericht des profil drei Mitglieder des Fanclubs in der Wiener Innenstadt Anthony Stevenson, ein Sudanese mit österreichischer Staatsbürgerschaft, und seinen vierjährigen Sohn brutal nieder und skandierten „Heil Hitler! Wir sind die neuen Nazis. Wir wollen keine Nxxxxx in Österreich. Wir sind ein Nazi-Land!“

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