»You are late«

Der Afrika-Cup 2013 hat begonnen, die Vorrundenspiele gehen in die entscheidende Phase. FairPlay Mitarbeiter Kurt Wachter ist live vor Ort und berichtet exklusiv für den Ballesterer und FairPlay. Der erste Teil einer Serie.

Impressionen von 2012

Mit einer Woche Verspätung habe ich es doch noch nach Südafrika geschafft. Das bemerkt auch die Beamtin an der Passkontrolle am Flughafen in Johannesburg: »You are late!«, sagt sie, bevor sie mir generöse 90 Tage Aufenthalt gewährt. So lange kann ich zwar nicht bleiben, aber zumindest bis zum Finale am 10. Februar im Soccer-City-Stadion von Johannesburg.

Erbe der WM 2010

Zur ersten WM auf dem afrikanischen Kontinent vor zweieinhalb Jahren habe ich es aus einem traurigen Anlass leider nicht geschafft, umso gespannter bin ich auf die kommenden zwei Wochen. Der Africa Cup of Nations ist nach wie vor das größte und ausgelassenste Fußballturnier auf dem Kontinent. Jede Ausgabe schreibt ihre neuen - mitunter verrückten - Geschichten. Skurrile Aktionen wie die Zwangsinternierung im militärischen Dschungelcamp des ivorischen Teams nach dessen Ausscheiden im Jahr 2000 sind aber eindeutig rückläufig. Nicht nur die Qualität des Spiels hat sich seit meinem ersten Afrika-Cup 1998 in Burkina Faso gewandelt, auch das Drumherum hat sich professionalisiert.

Der Vergleich mit der Weltmeisterschaft drängt sich auf, doch beim Afrika-Cup werden die Brötchen kleiner gebacken. Gastgeber Südafrika bekommt für die Ausrichtung des Turniers von der Confederation Africaine de Football (CAF) 3,7 Millionen Euro überwiesen, das ist ein Fünftel der gesamten TV- und Werbeeinnahmen. Allein die verregnete Eröffnungsfeier letzten Samstag hat fast das Doppelte gekostet. Zur Erinnerung: Die WM 2010 flutete 1,9 Milliarden Euro TV-Gelder in die Kassen der FIFA.

Überall am Flughafen empfangen einen Werbebanner mit dem offiziellen Slogan »Celebrate Africa«, der auch auf den Ärmeln der Spielertrikots aufgebügelt ist. Die Südafrikaner, die erst im letzten Sommer für Libyen als Gastgeber eingesprungen sind, wollen sich mit dem Turnier für den Support bei der WM bedanken. Teil dieses Legacy-Plans ist auch die Nutzung von fünf der zwölf WM-Stadien.      

Herausfordernde Automobilistenkultur

In den kommenden 16 Tagen möchte ich zumindest vier Austrangungsorte besuchen. Heute geht es in Ermangelung öffentlicher Verkehrsmittel per Mietauto nach Rustenburg. Dort spielen die Turnierfavoriten aus der Elfenbeinküste gegen Tunesien und Algerien gegen Togo. Eine Akkreditierung für den Matchtag muss ich mir vorher zwar noch besorgen, aber ich habe Vertrauen in die organisatorische Effizienz der südafrikanischen Veranstalter.

Sofern ich mich unbeschadet im Linksverkehr und der angeblich rauen Automobilistenkultur hierzulande zurechtfinde, ist die nächste Station Nelspruit/Mbombela an der Grenze zu Mosambik. Da spielt Titelverteidiger Sambia gegen Burkina Faso. Die Burkinabe haben mit dem 4:0-Sieg gegen Äthiopien ihre Ambitionen auf ein Weiterkommen klargemacht. Nigeria wird sich gegen Äthiopien keine Blöße geben, daher wird sich eines der beiden Teams verabschieden müssen.

Danach soll es in das sommerliche Durban im Süden des Landes gehen, das für Sonne und Strandfeeling berühmt ist. Sollte Südafrika dann noch im Bewerb sein, wovon ich ausgehe, wird auch für ausgelassene Stimmung gesorgt sein.


Kurt Wachter ist bei seinem mittlerweile sechsten Afrika-Cup vor Ort. Zuletzt berichtete er für den ballesterer 2011 aus Gabun und Äquatorial-Guinea. Im Brotberuf ist Wachter Koordinator der Antirassismus-Initiative »FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel«, die er 1997 ins Leben gerufen hat. Aktuell arbeitet er etwa an dem Projekt »Football for Development«, das sich mit dem sozial-transformativen Potenzial von Sport im globalen Süden beschäftigt. Nebenbei studiert Wachter Sport and Development an der Uni Southampton Solent.

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