Club 2x11 "Antisemitismus im Fußball" – Nachbericht

Auswärtsspiel der Fußballdiskussion an der VHS Hernals zum Thema Antisemitismus.

Im Rahmen des Projekts fairplay prevention – Anlaufstelle gegen menschenfeindliche Ideologien widmete sich der Club 2x11 am 04.12 dem Thema Antisemitismus im Fußball. Ein Thema, das gerade seit den Anschlägen der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2022, traurig aktuell ist.

Mehr als eine Stunde stellten sich Pavel Brunssen (Antisemitismusforscher), Amber Weinber (ehemalige Obfrau des Forum gegen Antisemitismus), Agnes Meisinger (Co-Kuratorin der Ausstellung „Superjuden. Jüdische Identität im Fußballstadion” im Jüdischen Museum Wien), Daniel Shaked (Fotograf, ehemaliger Spieler bei Maccabi Wien) und Sebastian Schönbauer (Freund*innen der Friedhofstribüne) den Fragen von Georg Spitaler (Politologe & Historiker).

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Zu Beginn der Diskussion gab Pavel Brunssen einen Einblick in die Ergebnisse seiner Forschung und erläuterte, die von ihm kategorisierten fünf Formen des Antisemitsmus, wie sie auch im Fußball in Erscheinung treten. Dabei hält er fest, „[…]dass Antisemitismus im Fußball, auch immer Antisemitismus rund um den Fußball ist.“ Gemeint ist damit, dass Antisemitismus im Fußball unter anderem via TV-Übertragungen oder auch durch Fans, aus dem Stadion hinausgetragen wird und dadurch das soziale Feld Fußball erweitert wird.

Amber Weinber, die Initiatorin des Forums gegen Antisemitismus, das eine Meldemöglichkeit für antisemitische Vorfälle inkludierte, erzählte über ihre Erfahrungen mit antisemitischen Vorfällen im Fußball. Speziell jüdische Vereine und Spieler*innen nutzen die Meldemöglichkeit sehr häufig, aufgrund der sich wöchentlich wiederholenden Ereignisse bei Spielen. „Es gab kaum ein Match, wo es nicht zu antisemitischen Vorfällen kam – sei es am Spielfeld, in der Umkleide oder von Schiedsrichter*innen und Funktionär*innen.“

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In dieselbe Kerbe schlug Daniel Shaked, der in seiner Jugend selbst bei Maccabi Wien Fußball spielte und dem Publikum von einem antisemitischen Vorfall und die dramatischen Folgen für sich und seine Kollegen nach dem Spiel, erzählte. 

Der Aussage, dass Verbände und Vereine hier besonders in der Verantwortung stehen, Antisemitismus am und rund um den Fußballplatz präventiv entgegenzutreten und effektive Maßnahmen zu setzen, stimmen sowohl Amber Weinber und Daniel Shaked als auch Sebastian Schönbauer von den Freund*innen der Friedhofstribüne, zu. Denn häufig geht soziales Engagement von Fangruppen oder Einzelpersonen im Vereinsumfeld aus. Schönbauer meint dazu: „Alles, was im Bereich Antirassismus, Antihomophobie oder im Kampf gegen Antisemitismus passiert, das passiert eigentlich nie freiwillig von den Verbänden oder Vereinen aus, sondern immer nur auf Druck.“

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Pavel Brunssen ergänzte an dieser Stelle seine positiven Erfahrungen, die er im Rahmen des NOA-Projekts (Networks Overcoming Antisemitism) im Dezember 2022 gemacht hat. Damals nahmen sich zahlreiche Akteur*innen des österreichischen Fußballs (ÖFB, Bundesliga und Bundesliga Vereine) Zeit und engagierten sich in einem zweitägigen Workshop zu Antisemitismus. „Eine wichtige Bewegung wäre, dass der Fußball insgesamt, aber vor allem die Institutionen, verstehen, dass sich gegen Antisemitismus zu positionieren, nicht immer mit negativen Ereignissen verbunden sein muss und eine Reaktion auf Vorfälle bedeutet.“ Stattdessen sollte es eine menschliche Grundhaltung sein

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Im Jüdischen Museum Wien findet derzeit die Sonderausstellung „Superjuden – Jüdische Identität im Fußballstadion“, die fünf Fußballklubs (Austria Wien, First Vienna, Bayern München, Ajax Amsterdam und Tottenham Hotspur) portraitiert, statt. Die Kuratorin Agnes Meisinger gab Einblicke in die Konzeption der Ausstellung und erläuterte, inwiefern das Thema Antisemitismus dabei eine Rolle spielte. Die zentrale Fragestellung war: „Wie gehen die Fangruppierung mit der jüdischen Geschichte des eigenen Klubs um?“

fairplay empfiehlt den Besuch der noch bis 14. Jänner laufenden Ausstellung!

Abschließend waren sich alle Podiumsgäste einig, dass der Kampf gegen Antisemitismus von allen Beteiligten im Fußball mitgetragen werden muss: präventive Maßnahmen in den Vereinen, die Formulierung von Leitbildern oder die kritische Auseinandersetzung mit der Vereinsgeschichte, können jedenfalls dazu beitragen, antisemitische Ressentiments am und um den Fußballplatz abzubauen. 

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