Strategie statt Stadien – Interview mit Marco Né

Während des Afrika-Cups in Côte d'Ivoire sprach Kurt Wachter mit Ex-Profi Marco Né über Talente und den Fall David Datro Fofana (Langfassung ballesterer-Interviews).

Marco Né hat als Spieler den Weg aus Afrika nach Europa zurückgelegt, heute will er mit seiner Akademie in Abidjan City Talente fördern. Während des Afrika-Cups in Côte d'Ivoire interviewte Kurt Wachter für den ballesterer den Ex-Internationalen und sprach über Berater, fehlende Jugendturniere und den Rechtsstreit um David Datro Fofana.

Die Kurzfassung dieses Interviews erschien im März 2024 im Fußballmagazin ballesterer #186.
 

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Akademikerkinder von der Straße

Der Transfer von afrikanischen Talenten in europäische Ligen ist ein profitables Geschäft. Der aktuelle Afrika-Cup Sieger und Gastgeber des Turniers, Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste), spielt dabei eine gewichtige Rolle. Im Jahr 2022 wurden laut FIFA Global Transfer Report 428 ivorische Spieler ins Ausland transferiert, damit liegt man in Afrika auf Platz 3 und weltweit auf Platz 9.

Am Handel mit jungen Kickern, die alle von einer Karriere in Europa träumen, wollen viele mitnaschen. Beim ivorischen Fußballverband FIF sind nicht weniger als 700 Akademien, Ausbildungs- und Trainingszentren registriert. Viele dieser Zentren arbeiten mit minimalen Budgets, verfügen über keine Plätze und wecken falschen Hoffnungen.

Doch es gibt auch die seriös geführten einheimischen Akademien, die die Ausbildung von Talenten professionell betreiben. Eine davon ist der Akademieverein Abidjan City FC des ivorischen Ex-Internationalen Marco Né, der selbst Absolvent der legendären Jugendakademie von ASEC Mimosas ist. 

Am ersten spielfreien Tag des Afrika-Cups fahre ich mit dem Taxi in den Stadtteil Angré, im Norden der Millionen-Metropole Abidjan. Vom Glamour des internationalen Fußballbusiness ist hier wenig zu spüren. Der Besitzer Marco Né empfängt mich vor einem schmucklosen Betonbau. Der 40-jährige hat nach seiner aktiven Karriere einen Drittligaverein gekauft und ihn 2016 in Abidjan City FC umgetauft. 

Auf seiner Visitenkarte steht „Fußballer, ein Mensch mit Werten, auf und abseits des Spielfelds“. 

Auf dem Weg in sein Büro sitzen Jugendliche auf den Stufen und beschäftigen sich mit ihren Handys. Marco Né freut sich, mir die neueste Errungenschaft des Vereins zu zeigen: Der neue Trainingsplatz, eine brache Fläche, die in Eigenregie vom Müll gesäubert wurde und auf der inzwischen ein grüner Rasen sprießt. Gleich dahinter ist ein Kloster des Kapuzinerordens, hinter hohen Mauern versteckt, befindet sich ein großer Rasenplatz, den man nutzen darf. Die Umkleiden hat man selbst in Stand gesetzt. Auf dem Rückweg treffen wir Kinder des jüngsten Jahrgangs, die unter 12 Jahre sind. Nach dem morgendlichen Training brechen sie nach Hause auf, denn derzeit verfügt die Akademie weder über Schlafplätze noch Klassenzimmer. Né stellt den Burschen den Besuch aus Österreich vor. Der schmächtige Eli, dessen Eltern aus Mauretanien kommen, glänzt mit Fachwissen: „David Alaba, Marko Arnautovic!“, sagt er.  

Der bislang prominenteste Spieler von Abidjan City FC ist David Datro Fofana, der als 14-Jähriger in die Akademie aufgenommen wurde und vergangenes Jahr von Chelsea um 12 Millionen € gekauft wurde. Der 21-jährige Kurzzeit Union Berlin Stürmer, mittlerweile ausgeliehen an Burnley, blüht nun in der Premier League auf, beim seinem Heimspieldebüt traf er gleich zwei Mal. Von den Millionen sah Abidjan City bislang aber nichts. Laut Né wurde sein Spieler im Februar 2021 von einem dubiosen Agenten unter Mithilfe des ivorischen Verbands ohne Zustimmung von Abidjan City nach Norwegen zu Molde FK transferiert. Marco Né spricht von „Diebstahl“ und er kämpft dagegen an. Der Fall ist derzeit beim Internationaler Sportgerichtshof In Lausanne anhängig. 

Im Interview erzählt Né von seinem Werdegang, wie er als Kind auf der Straße entdeckt und in die beste Akademie des Landes aufgenommen wurde und ihm eine Profikarriere gelang. Wir sprechen über seine Vision, den Ausbildungsverein weiterzuentwickeln, damit junge Menschen echte Chancen auf eine Karriere bekommen und nicht in die Hände von selbsternannten Scouts fallen, die nur aufs schnelle Geld aus sind.

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Wie ging das bei Ihnen los mit dem Fußball?

Marco Né: Als ich zehneinhalb Jahre alt war, war Jean-Marc Guillou in den Straßen von Abidjan unterwegs. Er wollte eine Akademie aufbauen, also brauchte er junge Talente. In dieser Zeit sah er sich etwa 10.000 Spieler an.

In meiner Straße war ich wie ein Superstar. Also sagten sie mir, dass es einen blonden Typen gibt, der junge Spieler nach Europa mitnimmt, also musst du mitkommen. Und meine Mutter sagte: OK, geh hin, danach kannst du essen.

Schließlich nahm er acht Spieler in die Académie de Sol Beni auf, ich hatte glück, aber ich war auch nicht so schlecht.

Sie wurden dann von Jean-Marc Guillou adoptiert?

Marco Né: Als ich in seiner Akademie kam, hat er mich und einen anderen Spieler adoptiert und ich habe bei ihm gelebt. Seine Frau wurde wie meine zweite Mutter und ich erhielt eine neue Ausbildung, sie gab mir alles. Ich hatte Glück, denn meine Familie war sehr arm. Wir waren zehn Kinder, und mein Vater hat nicht gearbeitet. Jean-Marc sagte zu mir: ‚Du wirst 2006 zur WM fahren‘. Ich sagte ‚Das glaube ich nicht‘. Mein Traum war nur für ASEC Mimosas zu spielen. Zu dieser Zeit sprach niemand über Europa.

Wie ging es dann in der Akademie für Sie weiter? 

ASEC Mimosas gewann die Champions League und wir spielten 1999 gegen Espérance Tunis im CAF Super Cup. Unsere ganze Gruppe hatte noch nie in der ersten Mannschaft gespielt, aber uns wurde gesagt, geht und spielt. Niemand hat an uns geglaubt aber wir haben gewonnen. Kolo Touré war 17, Didier Zokora mit 18 schon einer der Älteren. Ich war erst 15 und habe leider nicht gespielt.

Dieses Spiel hat den Fußball in Afrika verändert. Man verstand, dass man mit jungen Spielern beginnen muss, um etwas aufzubauen. Die Arbeit von Jean-Marc und seiner Akademie hat das Spiel völlig verändert.

In der Tat sehr beeindruckend. Und wo sind Sie dann hingegangen?

Marco Né: Ich bin dann mit 19 zu Beveren gegangen. Die Idee war, dass wir Spieler aus der Akademie auch in Europa zusammenbleiben, denn Spieler, die sich kennen und verstehen, spielen auch besser zusammen. Auch das hat vorher niemand gemacht!

Im ersten Jahr habe ich nicht gespielt, aber es war vielleicht das Beste, was mir passieren konnte, denn so hatte ich Zeit mich anzupassen. Als ich dann anfing, mit Yaya Touré und Yapi Yapo zu spielen, begannen wir zu gewinnen.

Nach meiner Zeit in Sol Beni war die Zeit in Beveren die wichtigste Erfahrung in meiner gesamten Karriere. Für uns Afrikaner war es nicht einfach, am Anfang haben die Fans nicht verstanden, warum Afrikaner kommen mussten, um für ihren Verein zu spielen.

Warum sind sie dann zu Olympiakos Piräus gewechselt? 

Marco Né: Ich hatte die Chance zu Arsenal zu gehen. Den Medizincheck hatte ich schon hinter mir und sie wollten mich verpflichten. Aber leider hatte ich keinen EU-Pass. Ich war dort mit Emmanuel Eboué und hätte es ihm gleichtun sollen. Er heiratete eine Belgierin und er wurde unter Vertrag genommen. Daher ging ich zu Olympiakos. Dort war es auch eine schöne Erfahrung mit tollen Menschen und einer anderen Kultur.

Nach Griechenland vermittelte mich mein Agent nach Russland zu Kuban Krasnodar. Die Leute haben mich gewarnt, dort seien nicht nur Rassisten, sondern es wäre auch gefährlich! (lacht).

Wie war ihr Verhältnis zu ihrem Agenten?

Marco Né: Ich hatte den gleichen Agenten wie Yaya. Aber ich war jung, also wusste ich wie die Dinge laufen. Wir Afrikaner sind loyal, das ist unsere Erziehung, also bleib ich bei diesem Agenten. Später versteht man, dass es ein Fehler war, Agenten zu haben, die nicht wirklich verstehen, was man für sich selbst tun muss. Aber gut, ich war in Russland und dieser Agent war Russe, er hat mit und vielen Spielern von der Elfenbeinküste gearbeitet. Aber es war trotzdem eine großartige Erfahrung in Russland. Zuerst war ich verletzt, aber in meiner zweiten Saison waren wieder erstklassig und spielten lange vorne mit.

Dann kam schon bald das Karriereende mit 29?

Marco Né: Ich wollte in Russland bleiben, wechselte dann aber in die Ukraine zu SK Tavriya. Das war ein Fehler, nicht wegen des Landes, sondern wegen des Vereins. Aber das war auch die Zeit, als ich nach einer guten Saison in die Nationalmannschaft berufen wurde. Das große Problem war dann der Ausbruch des Kriegs auf der Krim, da war alles vorbei. Zudem bekam ich dort Tuberkulose. Ich hätte zu Angers gehen könne, aber ich war müde, also beschloss ich, nicht mehr zu spielen. Und ich hatte schon dieses Akademieprojekt im Kopf.

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Sie haben also diesen Amateurklub gekauft?

Marco Né: Ich habe den Verein Egnanda de Zaranou FC gekauft, aber ich habe den Namen in Abidjan City geändert, weil ihn niemand richtig aussprechen konnte (lacht). Abidjan City ist einfach leichter zu merken.

Sie waren einer der ersten Spieler, die nach Europa ging, was wollten sie anders zu machen? Was ist die Idee hinter dem Projekt, junge Spieler zu entwickeln?

Marco Né: Wenn ein Spieler anfängt, Profi zu werden, muss er gute und professionelle Leute um sich herumhaben. Viele Spieler, darunter auch ich, treffen keine guten Entscheidungen für ihre Karriere treffen. Man braucht Ansprechpartner, die vermitteln. Viel Spieler haben Agenten, die ihre Mentalität nicht verstehen und sich nicht um die Familien kümmern. Es ist wichtig zu verstehen, dass viele Spieler eine schlechte Karriere haben, weil sie keine guten Leute um sich herumhaben. Ich hatte die Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu bekommen, für mich ist die Jean-Marc Guillou -Akademie die beste, die JMG-Methode ist die beste. Das ist meine DNA.

Aber man muss auch die Arbeitsweise ändern. Wir setzen unseren jungen Spieler nicht den realen Bedingungen des Wettbewerbs aus, das macht den Unterschied zu einem Spieler aus Europa. Wenn sie 15 Jahre alt sind, beginnen sie, echten Wettbewerb zu erleben. Wenn man jedes Wochenende spielt, kann man sich besser entwickeln. Länder wie Senegal haben hier erfolgreich angefangen zu arbeiten.  

Wie kommen Sie überhaupt zu den Spielern, wie finden Sie sie?

Marco Né: Was Sie heute Morgen gesehen haben, war das Beste aus Abidjan, denn wir nehmen die besten Spieler von allen Plätzen. Wir gehen nicht nur dorthin, sondern wir organisieren Sichtungstraining auf unserem Trainingsgelände.

Zwei Monate lang kann jeder Spieler kommen, sie kommen jeden Mittwoch, Samstag, Sonntag und spielen, wenn sie schulfrei haben, kommen sie jeden Tag. Wir schauen sie uns an und behalten die Besten. Wir fangen mit 25 Spielern an, dann arbeiten wir mit 20, danach mit 12 und am Ende sind es nur noch acht Spieler.

In den Straßen und auf den Plätzen gibt es viele Teams im so genannten Centre d'Animation. Das sind wie eine Art kleine Akademie und in Abidjan gibt es sehr viele dieser Teams. Und jedes Mal, wenn sie Talent haben, kommen sie zu uns oder rufen uns an. Dann bleibt ein Spieler für einen Tag oder eine Woche. Wir nehmen nur Spieler, die wirklich Talent haben (lacht).

Wie ist das Verhältnis mit anderen Akademien?

Marco Né: Natürlich konkurrieren wir mit einigen der Akademien hier, wie JMG Abidjan, ASEC Mimosas oder Ivoire Academy, denn auch sie wollen die besten Talente. Wir müssen hart arbeiten, denn wenn man nicht genug arbeitet, wollen die Leute uns ihre Spieler nicht geben. Wenn wir ihre Spieler nehmen, dann machen wir einen Deal, manchmal geben wir ihnen Geld, um zum Beispiel Bälle zu kaufen. Und dann schließen wir einen Vertrag mit dem Spieler ab, so dass wir bei einem Transfer nach fünf Jahren einen bestimmten Prozentsatz bekommen. Es ist also sehr gut organisiert, aber das Wichtigste ist, dass man in der Lage ist, Talente zu erkennen und zu fördern, denn in der Elfenbeinküste gibt es Talente wie in keinem anderen afrikanischen Land.

Und wie sieht das der Schulbildung, trainieren die Teenager zwei Mal pro Tag?

Marco Né: Nein, im Moment trainieren sie nur in der Früh und nachmittags kommt eine Lehrer Professor ins Haus. Aber wenn sie hier schlafen, werden wir auch eine Lehrperson hier haben. Wir haben auch einige Schulen hier in der Nähe, einige Spieler können diese Schulen besuchen, aber nur, wenn es kein Training gibt. Denn jetzt sind sie darauf fokussiert, Fußballspieler zu werden. Das ist eine Herausforderung für uns, denn wir müssen arbeiten, um ihnen die Chance zu geben, Fußballer zu werden. Man kann nicht Fußballspieler und Arzt sein. Das ist nicht möglich.

Sokrates, der Brasilianer war ein Arzt!

Marco Né: Ja, aber dafür muss man die Voraussetzungen schaffen. Wenn wir also wollen, dass Abidjan City gleichzeitig Ärzte und gute Fußballer hat, brauchen wir wirklich gute Lehrer, der hier vor Ort unterrichten. In einer öffentlichen Schule geht das nicht, die beginnt um 10:30 Uhr und endet um 17:00 Uhr. Mit diesem Zeitplan kann man nicht Fußball spielen. Das ist nicht möglich.

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Dafür braucht es Geld, woher kommen die Einnahmen für Ihren Verein?

Marco Né: Wenn ein Spieler 18 Jahre alt wird und wir ihn verkaufen können, um die Mannschaft weiterzuentwickeln, ist das natürlich eine gute Gelegenheit für uns. Bei Abidjan City haben wir derzeit 12 Mitarbeiter, die im Verein arbeiten. Wir sind kein großer Verein, aber diese Leute müssen leben.

Einer Ihrer Spieler war David Fofana, der jetzt in England durchstartet.

Marco Né: David kam hierher, als er 14 Jahre alt war, er war immer nur ein Spieler von Abidjan City. David hat früh angefangen für uns zu spielen, in seiner zweiten Saison war er der beste Torschütze in der dritten Liga. Ich habe ihn schon früh eingesetzt, weil er viel Kraft und Power hatte. Wir haben ihn dann an den Erstligaverein AFAD Djékanou ausgeliehen, wo er auf Anhieb der beste Spieler war und das mit 16. Sein Vertrag bei uns lief noch bis 2022. Er ging dann zwei Wochen nach Norwegen und Molde wollte ihn haben, aber auch Strasbourg und Angers wollten ihn.

Aber da gab es dann ein Problem?

Marco Né: Allerding, einen Monat, bevor er 18 Jahre alt wurde, behauptete seine Mutter, die Unterschrift auf dem Vertrag Abidjan City wäre nicht ihre. Sie wollte den Vertrag brechen. Dabei spielte auch der Verband mit und stellten ein internationales Transferzertifikat aus. Im Februar 2021 verkündete Molde den Wechsel. Wie wir dann erfahren haben, hat der der norwegische Agent Atta Aneke der Familie bezahlt.

Wir sind natürlich zur FIFA gegangen und jetzt sind wir beim CAS und sagen, dass Molde den Spieler mit Hilfe des Verbandes gestohlen hat. Dieser Fall läuft nun schon seit zwei Jahren, deshalb haben wir eine Menge Probleme mit dem Verband. Aber es sollte bald vorbei sein, die Entscheidung in Kürze fallen.

Es geht auch um viel Geld für ihren Klub, oder?

Marco Né: Das ist eine Sache, aber solche Machenschaften killen unseren Fußball, denn sie macht die Leute kaputt, die einen guten Job machen und den jungen Spielern eine seriöse Ausbildung ermöglichen. Die Leute im Verband arbeiten nur für sich selbst, nicht für den Fußball. Sie arbeiten mit Agenten zusammen und stehlen Spieler. In unserem Fußball haben wir ein großes Mafiasystem. Niemand will darüber reden, weil die Vereine Angst haben. Deshalb ist dieser CAS-Fall sehr wichtig. Wir müssen mit diesen korrupten Leuten aufhören, denn das ist gefährlich für den Fußball.

Aber es gibt offenbar auch ein Problem bei den europäischen Klubs, die spielen das Spiel mit?

Marco Né: Molde wollte die ganze Sache begraben, weil Chelsea keinen Skandal will, deshalb wollten sie einen Deal ohne Skandal, damit alles aufhört. Aber ich habe nein gesagt! Wir wollen, dass sie verstehen, dass man dies armen Familien nicht drängen darf in dem man ihnen Geld gibt, den für 15.000 € werden sie alles tun.

Was Molde tut, ist gefährlich, sie haben unseren Spieler gestohlen und nach nur zwei Jahren mit ihm Millionen von Euro verdient. Sie sagen Abidjan City sei nur eine Dorfmannschaft und sie wollen uns Geld abnehmen. Das ist unfassbar.

Was muss sich ändern und kann der Afrika Cup dabei helfen? 

Marco Né: Die neunen Stadien sind wunderbar und der Rasen unglaublich. Aber wir brauchen diesen Afrika-Cup eigentlich nicht. Natürlich freuen sich die Leute, aber für die Entwicklung unseres Fußballs brauchen wir das nicht. In diesem Land haben wir seit 2015 nicht einmal mehr Fußballwettbewerbe für den Nachwuchs! Dieser Afrika-Cup ist wie Gift. Es ist eine Menge Geld, das wir besser für die Entwicklung unseres Fußballs verwenden könnten. Es braucht keine teuren Stadien, sondern eine langfristige Strategie um, unseren Fußball zu entwickeln und aufzubauen

Wenn junge Spieler aus Afrika nach Europa gebracht werden, sprechen viele von Ausbeutung. Wie sehen Sie das?

Marco Né: Als ich mit dem Projekt hier begann, hatte ich zwei Spieler, 18 und 19 Jahre, eines Tages verschwanden sie. Später habe ich erfahren, dass einer in Italien ist und der andere tot. Das ist auch der Grund, warum ich das hier mache. Wir müssen ihnen zeigen, dass sie an ihr Talent, ihren Traum glauben können. Ich spreche nicht nur von Fußball. Allerdings hat Fußball das Potenzial, viele junge Menschen zu begeistern und zu halten. Das bewirkt etwas in den Burschen.

Wenn wir das nicht schaffen, werden sie um jeden Preis nach Europa gehen Die Jugendlichen wollen nicht auswandern, es ist gefährlich und sie sind ja nicht verrückt. Manchmal drängt sie die Familie zu gehen. Sie sagen, wenn du gehst, wirst du Geld mitbringen. Das ist schwierig! Also müssen wir das ändern, im Fußball versuchen wir das zu tun. Deshalb wollte ich, dass Spieler wie Didier Zokora oder Aruna Dindane nicht in der Nationalmannschaft bleiben, sondern eine Akademie gründen, in der sie jungen Spielern Chancen geben, die auch sie in ihrer Jugend erhalten haben. Wir müssen zusammenarbeiten, sonst werden viele der Spieler in Lampedusa landen.

Hinweis: Die Beobachtung der menschenrechtlichen Situation und die Berichterstattung vom 34. Afrika Cup fanden im Rahmen des von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit geförderten Projekts „Unser Spiel für Menschenrechte“ statt.

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