Projektvorstellung: fairplay prevention - Anlaufstelle gegen menschenfeindliche Ideologien

Am 21. Oktober 2022 wurde unser neuer Arbeitsbereich im Haus des Sports offiziell vorgestellt.

Über 80 Teilnehmende waren der Einladung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) und der fairplay Initiative gefolgt.
Die Veranstaltung begann mit einem Podiumsgespräch, das live auf ORF SPORT+ übertragen wurde. Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler eröffnete den Tag. Am Nachmittag setzte sich das Programm in Kleingruppen fort. Anwesend waren Vertreter*innen der großen österreichischen Sportorganisationen, der Fach- und Dachverbände, der Vereine und Gyms sowie Expert*innen aus den Bereichen Jugend- und Präventionsarbeit, Dokumentationsstellen, migrantischer Selbstorganisation, Politik, Wissenschaft und Journalismus. Die Zeit zwischen den Programmpunkten wurde zum Netzwerken am Buffet genutzt.

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Podiumsgespräch

Das Podium der ORF Live-Diskussionsrunde war hochkarätig besetzt. Es diskutierten Bundesminister Werner Kogler, ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer, Lena Schögl vom Projekt Kicken ohne Grenzen sowie Anna Traninger von fairplay prevention. Moderiert wurde das Podiumsgespräch vom ehemaligen ORF Sport-Anchorman Michael Berger. 

In seinem Eingangsstatement bekräftigte Bundesminister Werner Kogler die Notwendigkeit, Extremismusprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten. Der Sport habe eine spezifische Verantwortung:

 „Bedrohungen, Herabwürdigungen und extremistisches Gedankengut sind Phänomene, mit denen die gesamte Gesellschaft konfrontiert ist. Der Sport ist hier keine Insel der Seligen, vielmehr ein Brennpunkt für manche dieser Tendenzen. Über den Sport können breite Bevölkerungsschichten erreicht und sensibilisiert werden. Diese Chance wollen wir nutzen, um über den Sport bedenkliche Entwicklungen, die sich beispielsweise über die sogenannten sozialen Media ausbreiten, entgegenzuwirken. Extremismus hat im Sport keinen Platz!“

Daher fördert das BMKÖS bis 2025 Projekte im Bereich der Extremismusprävention im Sport. Drei davon wurden am Podium von Kicken ohne Grenzen, dem Österreichische Fußball Bund sowie der fairplay Initiative vorgestellt.

fairplay prevention unterstützt ab sofort österreichweit Akteur*innen aus dem Sportbereich dabei, klare Haltung gegen Rechtsextremismus sowie religiös begründete Extremismen zu zeigen. Anna Traninger, Projektreferentin bei fairplay und zuständig für den neuen Arbeitsbereich, erklärt, warum es gute Präventionsarbeit dringend braucht: „Rechtsextreme und islamistische Akteur*innen nutzen den Sport als Plattform für die Verbreitung ihrer Inhalte, zur Agitation und zur Rekrutierung neuer Mitglieder. Prävention bedeutet die Stärkung von Sportstrukturen in ihrer Resilienz, das Sensibilisieren gegenüber menschenfeindlichen Ideologien das Informieren über rechtsextreme und islamistische Aktivitäten und Netzwerke sowie das bedarfsorientierte Setzen geeigneter Maßnahmen.“

Nach den Eingangsstatements der Diskutant*innen am Podium gab Michael Schmied, ebenfalls Projektreferent von fairplay prevention, einen Einblick in den erhobenen Bedarf von Präventionsarbeit in der österreichischen Sportlandschaft und warum das Projekt von „menschenfeindlichen Ideologien“ und nicht von Extremismus spricht: „Der Begriff Extremismus suggeriert, dass es nur um die Ränder der Gesellschaft geht und die ‚Mitte‘ der Gesellschaft nichts damit zu tun hätte.“

Dass es Radikalisierungstendenzen im Fußball gibt, ist auch dem ÖFB bewusst. Dagegen ankämpfen möchte der ÖFB mit dem Projekt Lernkurve Stadion, von dem Generalsekretär Thomas Hollerer berichtet: „Wir stellen uns als Österreichischer Fußballbund unserer Verantwortung. In unserem Projekt bieten wir etwa über die Lernkurve Stadion Workshops für junge Menschen in Fußballstadien an. Dieses Projekt wird deutlich ausgeweitet. In konkreten Fällen bieten wir Schulungen und Unterstützungen für Vereine an und wollen zusätzlich über Kampagnen sensibilisieren.“

Der Verein „Kicken ohne Grenzen“ setzt auf Prävention mit Bildung durch Sport: „Wir nutzen Fußball als Tool, um soziale Kompetenzen durch Workshops zu vermitteln. Dabei bauen wir unsere Übungen so auf, dass bestimmte Themen wie Kommunikationsfähigkeit, Frustrationstoleranz oder Konfliktlösungsfähigkeit in die fußballerischen Übungsabläufe einfließen. Danach reflektieren wir mit den Teilnehmer*innen, wie die Erfahrungen in den Alltag übertragen werden können. Unsere Betreuer*innen sind ausgebildet in den Bereichen Trainer*innenwesen, Pädagogik und soziale Arbeit. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass unsere Angebote gerne angenommen werden und eine große Lernbereitschaft zu verzeichnen ist.“ so Lena Schögl von „Kicken ohne Grenzen“ über das Projekt „Play Fair!“.

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Gegen Hass & Hetze – für Vielfalt im Fußball

Direkt im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde das Ambiente im Haus des Sports für ein gemeinsames Gruppenfoto unter dem Titel der derzeit laufenden fairplay Aktionswochen genutzt: Gegen Hass und Hetze – für Vielfalt im Fußball. Die Kampagne in Kooperation mit dem ÖFB und der Österreichischen Fußball Bundesliga setzt ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus im Fußball. Bis Ende Oktober sind alle österreichischen Fußballvereine zum Mitmachen eingeladen.

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In der Pause zwischen den Programmpunkten wartete im Sportcafé eine kleine Stärkung, in Form von Fingerfood und Getränken, auf die Teilnehmer*innen. Die Gelegenheit für informelle Gespräche und Kennenlernen wurde intensiv genutzt. Das große Interesse an Austausch und Vernetzung zeigte sich auch an der hohen Teilnehmer*innenzahl, die am weiteren Programm teilnahmen.
 

Workshops zur Förderung und Partizipation von Resilienz im Sport

In den Nachmittag gestartet wurde in drei parallel stattfindenden Workshops. Moderiert wurden die Kleingruppen von Niki Staritz, David Hudelist und Michael Schmied. In diesem Format konnte konkreter in die Materie der Präventionsarbeit eingegangen und spezifische Herausforderungen und Potentiale im Sport herausgearbeitet werden. Dabei waren vor allem die unterschiedlichen Blickwinkel der multidisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppen spannend zu verfolgen. 

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Diskutiert wurden Rahmenbedingungen wie fehlendes Bewusstsein in den Sportstrukturen aber auch Leistungs- und Erfolgsdruck sowie ein hierarchisches Wir-und-die-Anderen-Denken, die menschenfeindliche Ideologien im Sport begünstigen. Thematisiert wurden Geschlechterverhältnisse im Sport und fehlende Angebote, um Diversität zu fördern. Die zu einem Großteil ehrenamtliche Organisation von Sportvereinen sowie die Schwierigkeit in dicht gedrängte Ausbildungslehrgänge auch gesellschaftliche Themen zu platzieren waren wurden als weitere Spannungsfelder für die Präventionsarbeit im Sport diskutiert.

Gleichzeitig wurde dem Sport abermals ein großes Potential für die Thematisierung und Umsetzung gesellschaftspolitisch relevanter Themen, attestiert. Dabei wurde vor allem der niederschwellige Zugang zu Jugendlichen hervorgehoben. Handlungsmöglichkeiten bei Vorfällen wurden auf individueller und struktureller Ebene besprochen, relevante Akteur*innen für die Zusammenarbeit in der Prävention ausgemacht.

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Zusammengeführt wurden die Inhalte aus den Kleingruppen abschließend in Form einer Fish-Bowl-Diskussion. So konnten sich alle Teilnehmer*innen ein Bild der parallel laufenden Workshops machen.

Das große Interesse, die vielfältigen Diskussionen und ein volles Haus des Sports verdeutlichen die Brisanz der Thematik. Die Möglichkeit von Zusammenkommen und Austausch wurde bei der Veranstaltung aktiv genutzt. Es gilt nun, an diesen Debatten anzusetzen, die geknüpften Kontakte zu verstetigen und Netzwerke auszubauen.

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Und dabei stets ein wachsames Auge und einen kritischen Blick auf die eigene Arbeit zu behalten: „Das ist ein bisschen das Blöde bei dem Thema, dass es immer so negativ klingt. Aber wir gewinnen ja auch irrsinnig viel. Wir gewinnen ja was, wenn wir drum raufen und kämpfen, dass in einer freien Gesellschaft halt auch anderes gemeinsam möglich ist, möglich sein soll, gemacht werden soll – von alleine passiert’s nicht. Die freie Gesellschaft hat ein Problem. Sie ist auch so frei, dass sie gar nicht so unschwer aus sich heraus attackiert werden kann. Und das Phänomen haben wir überall. Und deswegen finde ich das im Sport so interessant.“ Werner Kogler

In diesem Sinne bedankt sich das fairplay prevention Team für die rege Teilnahme an der Veranstaltung und startet bestärkt in die Arbeit.

Für eine solidarische und offene Sport- und Vereinskultur!

Alle Informationen finden Sie unter fairplay-prevention.at.
Die Bedarfsanalyse zum Download findet sich hier.

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