Handbuchpräsentation: Internationale Sportereignisse und Menschenrechte

Vizekanzler Kogler präsentiert Handbuch zu Menschenrechten bei internationalen Sportereignissen in Österreich.

(C) Daniel Trippolt

Am 5. Juli 2021 präsentierte das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) ein Handbuch zum Schutz und der Achtung von Menschenrechten bei internationalen Sportereignissen in Österreich.
Das Handbuch wurde von der fairplay Initiative am VIDC erstellt.

Sport ist ein starker, weltweiter Antrieb und kann dazu beitragen, Menschenrechten durch die Knüpfung sozialer und internationaler Kontakte zum Durchbruch zu verhelfen. Die Schattenseiten des Sports bedingen andererseits auch die Gefahr, Menschenrechte zu ignorieren oder gar zu verletzen.

Sportminister Werner Kogler hob bei der Präsentation am Montag, den 5. Juli in der Diplomatischen Akademie die europäische Dimension, aber auch die nationale Verantwortung heraus: „Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Handbuchs könnte nicht besser gewählt sein. Gerade die Fußball-EURO hat gezeigt, das Thema ,Sport und Menschenrechte‘ bewegt. Und ich bin mir sicher: Das Thema ist gekommen um zu bleiben. Die Debatten haben viel erzeugt, unter anderem bei den Sponsoren, das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Auch bei den internationalen Sportverbänden, die für Vergabeentscheidungen verantwortlich sind, hat ein Umdenken begonnen.“

Martin Poiger, Präsident des Österreichischen Judoverbandes und im Vorstand des Europäischen Judoverbandes, betont, dass Verbände nicht per se menschenrechtsverachtend sind. Es ginge bei der Vergabe von Sportgroßereignissen aber viel um Lizenzgebühren, und Geld und Budget würden hier eine große Rolle spielen. Dennoch: Gerade im Judo setzen wir auf Werte wie Respekt, gegenseitige Achtung. Kein Verband, keine Sportart sollte müde werden, für Menschenrechte zu kämpfen.“

Das nun vorliegende Handbuch soll allen künftigen heimischen Organisatorinnen und Organisatoren von Sportveranstaltungen, dazu zählen Bund, Länder, Gemeinden, Städte und Wirtschaftspartner, ein Ratgeber bei der Schrittweisen Planung ihrer eigenen Events sein – von der Konzeption bis zur abschließenden Evaluierungsphase.

https://www.fairplay.or.at/news/news/page?tx_news_pi1%5Bnews%5D=1226&cHash=cf76b72ca7d5da45ec0d2eaa18f3744a#top

(C) Daniel Trippolt

Martin Kainz von der fairplay Initiative am Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC), verantwortlich für die Ausarbeitung des Handbuchs, streicht dabei die Relevanz für Österreich heraus: „Die Menschenrechte sind in unseren Gesetzen bereits tief verankert. Dennoch sind die Menschenrechte bei Sportereignissen auch in Österreich gefährdet – etwa wenn es um die Anstellung von Reinigungskräften geht, um Frauen in Führungspositionen oder um Menschenrechte in der Lieferkette. Je nach Sportart gibt es hier unterschiedliches zu tun.“

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(C) Daniel Trippolt

Liu Jia, die in Tokio bereits zum sechsten Mal an den Olympischen Spielen teilnimmt, streicht in diesem Zusammenhang die Vorbildwirkung heraus, die Österreich dadurch einnehmen kann. „Ich bin in China geboren und dort sind sehr viele Dinge noch zu verbessern. Und auch als Bürgerin, nicht nur als Sportlerin, kann man hier etwas beitragen, wenn man etwa zu Sportgroßereignissen fährt und Politikerinnen oder Politikern und auf andere Verbände trifft. Da denke ich schon, dass wir eine Vorbildfunktion haben.“

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Tatsächlich gehe es darum, die Menschenrechte nicht nur bei Sportereignissen im eigenen Land zu achten, sondern auch darum, die Menschenrechte in den eigenen Verbandsstrukturen zu verankern und positiv auf internationale Vergabeprozesse einzuwirken, so Sylvia Schenk, Menschenrechtsexpertin bei Transparency International und Beraterin des DFB bei dessen kürzlich veröffentlichter Menschenrechts-Strategie. „Vor zehn Jahren haben die UN die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verabschiedet. Und was für die Wirtschaft gilt, gilt auch für den Sport. Sportverbände müssen ihrer menschenrechtlichen Verantwortung gerecht werden und diese Prinzipien auch auf den eigenen Verband anwenden.“

Das Handbuch ist genau auf diesen Leitprinzipien aufgebaut. Was das Handbuch in zehn Jahren bewirkt haben soll? Werner Kogler: „Dass sich österreichische Verbände zu den Menschenrechten bekennen und auch bei internationalen Vergabeentscheidungen dahingehend ihre Stimme abgeben. Das Handbuch ist aber ebenso ein wichtiger Wegweiser für Verbände in Österreich, die Sportereignisse organisieren. Auch hier muss das Thema Menschenrechte verstärkt mitgedacht werden, etwa wenn es um die internationalen Lieferketten geht.“

Hier geht es zur Online-Version des Handbuchs.
Eine gedruckte Form des Handbuchs kann mit einem Mail an
fairplay [AT] vidc [DOT] org bestellt werden.

Unterstützung bei der Erstellung des Handbuchs kam von den Verbänden der im Ministerium angesiedelten Arbeitsgruppe Sport und Menschenrechte sowie von nationalen und internationalen Expert*innen und Institutionen, in alphabetischer Reihenfolge:

Arbeiterkammer, Austrian Standards International, Bundesbeschaffung GmbH (BBG), Bundes-Sport GmbH, BMKÖS, Institute for Human Rights and Business (IHRB) bzw. dem Centre for Sport and Human Rights (CSHR), Gleichbehandlungsanwaltschaft, Global Compact Netzwerk Österreich, International Fistball Federation (IFA), Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte, Österreichischer Fußball-Bund (ÖFB), Österreichischer Nationaler Kontaktpunkt für die OECD-Leitsätze (öNKP), Südwind, Transparency International Deutschland, Umweltbundesamt, UNICEF Großbritannien, Volksanwaltschaft.

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(C) Daniel Trippolt

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